Weihnachten steht vor der Tür – ein Fest des Feierns, der Freuden. Und Hoffnung macht, dass wir bei all dem Feiern Jahr für Jahr auch an die Mitmenschen denken, die nicht das Glück haben, im Warmen am Tannenbaum reichlich Geschenke auszupacken. Einmal im Jahr wird unsere Schule mobilisiert, um Weihnachtspakete für Kinder in der ukrainischen Stadt Bila Zerkwa, einem Ort nahe Tschernobyl gelegen, zu packen. Was aber tatsächlich dahinter steckt, geht im Weihnachtstrubel oft unter.

Auch in diesem Jahr wurden wieder unzählige Pakete gepackt. Konserven, Süßigkeiten, Anziehsachen, Hygieneartikel…Vieles scheint uns so selbstverständlich, aber in Bila Zerkwa fehlt es bis heute an vielem: An der Katastrophe in Tschernobyl 1986 leidet die Region bis heute, wirtschaftlich wie gesundheitlich. In Bila Zerkwa, einer Stadt so groß wie Rostock, gibt es bis heute 800 zuckerkranke Kinder, 200 Gehörlose und mehrere 100 Krebskranke. Für jene, welche nun mit den Folgen der Nuklearkatastrophe zurechtkommen müssen, ist die Weihnachtsüberraschung eine willkommene Abwechslung.

Damit die Pakete auch dort ankommen, wo man sie braucht, werden im Vorhinein Listen mit den Adressen und dem Alter der Kinder erstellt. Daraufhin werden diese verteilt: Wer ein Paket packen möchte, braucht nur Alter und Geschlecht des Kindes angeben, welchem man eine Freude bereiten möchte. Wenn dann noch Adressen übrig sind, werden diese durch den Verein noch einmal verteilt. Die Pakete werden anschließend gesammelt, und Pakete, welche beschädigt sind oder fehlen, werden gegebenenfalls nachgepackt. Dann, eine Woche vorher, kommt der LKW an. Er sammelt die verschiedenen Pakete ein, und bringt sie mit einem Zwischenstopp in Lüneburg zu ihrem Ziel. Aber wer packt eigentlich alles Pakete? Vor allem Rostocker Schulen, erklärt Herr Janko. Aber auch Kindergärten, die Volkssolidarität sowie die Partei Die Linke unterstützen die Aktion.

Gleichzeitig ist die Paketaktion nur ein kleiner Teil des Ganzen. An unserer Schule bekannt ist das ukrainische Tanzensemble, welches im Spätsommer jeden Jahres an Orten überall in Rostock auftritt und Spenden unter anderem für den Transport der Weihnachtspakete sammelt. Organisiert werden alle Aktionen vom 2003 gegründeten Verein „Tschernobylhilfe – Hoffnung für Belaja Zerkow“, die Aktionen gibt es jedoch bereits seit 1994. Neben den genannten Projekten unterstützt und organisiert er auch Einschulungsfeiern, Einzelspenden für Rollstühle, Pflegebetten oder Operationen, oder Kulturangebote in Rostock. Aus dem Austausch mit den Kindern sind auch viele private Freundschaften entstanden.

Neben den Schwierigkeiten während Corona musste sich der Verein in letzter Zeit auch immer wieder rechtfertigen. Es würde mehr diskutiert, obwohl es den Verein schon lange vor dem Konflikt der Ukraine mit Russland gab: „Wir haben damit nichts zu tun, und trotzdem wurde es von einigen Menschen so dargestellt.“ Man merke außerdem, dass in diesem Jahr die Spenden weniger würden, sagt Herr Janko, einer der Hauptorganisatoren des Projektes am Gymnasium Reutershagen.

Zum Abschluss findet er, dass jeder einmal solch ein Paket packen sollte. „Man sieht, was man gibt, und erkennt, wie wertvoll das für andere ist.“

Die Redaktion der Schülerzeitung wünscht allen, ob hier oder anderswo, frohe, glückliche Weihnachten!

Fotos: Emil Waltemath

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