Im Schnitt sitzen 1-2 Schüler*innen in jeder Schulklasse, die sexuellen Missbrauch erfahren haben. Diese Zahl kann doch gar nicht stimmen. Wer in meiner Klasse soll das denn bitte sein?
Der böse Mann, der kleine Mädchen in den Busch zieht. Viele haben immer noch ein völlig falsches Bild von sexueller Gewalt. Ein Großteil der Fälle findet im sozialen Umfeld statt. Bei den Tätern handelt es sich meistens nicht um Fremde, sondern oft um Freunde, Bekannte oder Familienangehörige. Zwischen Opfer und Täter besteht in den meisten Fällen eine vertrauensvolle Beziehung. Genau diese Beziehung erschwert es Betroffenen, sich zu äußern und sich aus dem Machtgefälle zu befreien. Ein schlechtes Gewissen hält davon ab sich zu äußern. Besonders fehlendes Aufklären hat die Folge, dass die Opfer selbst den Missbrauch nicht erkennen können. Die fehlende Aufklärung ist jedoch nur eines der Probleme, denn, wie man sich in solchen Situationen verhält, wissen nur die wenigsten.

„Wenn jetzt etwas passiert, dann renne ich da lang… Sind die Schritte hinter mir gerade schneller geworden? Weiß einer meiner Freunde, wo ich gerade bin? Verfolgt der Mann mich?“ Alltägliche Gedanken, die Frauen und Mädchen durch den Kopf schwirren, wenn sie sich aus dem Haus begeben. Die Unsicherheit spielt bei dieser Angst eine große Rolle, denn viele Mädchen wissen gar nicht, wie genau sie sich im Falle eines Angriffes wehren sollen. Wann wird eine meiner Grenzen überschritten und wie reagiere ich?

Ist es nicht die Aufgabe der Schule, uns genau auf solche Augenblicke vorzubereiten? Und wenn nein – wessen dann? Bei Fremden oder vertrauten Personen zu wissen, wie man sich in welchen Situationen verhalten kann und bestimmte Situationen durchzuspielen, könnte nicht nur das Selbstbewusstsein steigern, sondern auch Leben retten. Und ist es daher nicht wert, die Zeit der anderen Sporteinheiten zu kürzen und den Fokus auf unsere Sicherheit zu richten? Anscheinend nicht.

Ich wünsche mir, dass aktiv über dieses Thema gesprochen wird und nach dem Schritt der Aufklärung über das Problem der zweite Schritt erfolgt, der des Handelns. Workshops wären das Mindeste, besser wäre die dauerhafte Einführung der Selbstverteidigung in den Schulsport. Mir ist bewusst, dass solche Prozesse nicht von heute auf morgen statt finden und Fachleute, sowie Materialien benötigt werden und genau deswegen sollte schnellst möglich reagiert werden.

Von Henriette

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