Samy betritt seinen Lieblings-Club. Der stechende Geruch von Alkohol steigt ihm in die Nase. Ein Meer von Menschen bewegt sich vor ihm. Die Musik dröhnt in Samys Ohren. Irgendwo übergibt sich jemand, bunte Lichter flackern. Samy liebt diese Atmosphäre. Das ist seine Welt. Jeden Freitag stürzt er sich ins Partyleben. Seine Freunde winken ihn zu sich. So voll war es noch nie, denkt sich Samy und stößt mit seinen Freunden an. „Wir gehen eine rauchen“, sagen sie nach einer Weile und verschwinden. Samy steht da – in einer Menge von Menschen, die er noch nie gesehen hat. Jemand berührt ihn von hinten. Samy ignoriert es. War bestimmt nur aus Versehen…Jetzt. Ganz deutlich. Eine Hand an seinem Po. Er wirbelt panisch herum. Eine unbekannte Frau steht vor Samy. Samy will nicht einfach angefasst werden. „Was soll das?“, fragt er irritiert. „Wie, was soll das, du stehst hier allein rum und ich leiste dir Gesellschaft“, antwortet die Frau und grinst. Samy dreht sich verstört weg. „Ach, komm schon.“ Plötzlich greift sie nach seiner Hand und zeichnet mit ihren knallroten Fingernägeln ein Herz auf die Innenseite. Warum tut sie das? Ich will das nicht! Sie soll aufhören! Samy knallt seinen halbvollen Becher auf den Tresen und entfernt sich entschlossen von der Fremden. Seine Augen sind aufgerissen und sein Herz hämmert. Samy kann es immer noch nicht fassen. Seine Freunde kommen ihm von draußen entgegengeströmt. „Was ist denn mit dir passiert?“, fragen sie lachend. Samy erzählt ihnen stotternd, was passiert ist. „Geil. Wo ist die?“, grölt einer von ihnen, „ich will das auch.“ Samy versteht das nicht. „Ich wollte das nicht“, sagt er mit ernster Stimme. „Samy, sei keine Pussy!“ „Du bist doch ein Mann“, johlen sie weiter. „Du hättest dich doch wehren können.“ Plötzlich hat Samy das Gefühl, falsche Signale gesendet zu haben. Hatte er die Frau vorher angelächelt? Samy fühlt sich irgendwie schuldig. Er will weinen. Seine Augen werden glasig, seine Kehle trocken, die erste Träne rollt über seine gerötete Wange. „Heulst du jetzt?“ „Digga, sei kein Mädchen!“ „Wie schwul“, sticheln sie weiter. „Du stehst doch auf Frauen, oder?“ Ja, ich will aber nicht von jeder angefasst werden, denkt sich Samy, bringt aber kein Ton raus. „Mit Schwuchteln reden wir nicht!“, johlen seine Freunde wie ein Haufen bissiger Hunde und strömen Richtung Theke. Samy steht da – allein, darf nicht weinen, nicht sagen, dass er belästigt wurde, das wäre unmännlich.

Von Henriette

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