Ein Artikel von Lina

Es hat viele Gesichter und macht einem das Leben zur Hölle!
Mobbing wird ein immer häufiger benutzter Begriff und das nicht nur in der Arbeitswelt, sondern auch in der Schule.
Laut der PISA-Studie der OECD von 2017 ist in Deutschland jeder sechste SchülerIn im Alter von 15 Jahren von Mobbing betroffen.

Doch was ist Mobbing eigentlich?
Im Allgemeinen steht Mobbing für eine Methode, bei der man Menschen über einen längeren Zeitraum sowohl seelisch als auch körperlich weh tut. Man unterscheidet dabei zwischen direktem und indirekten Mobbing.
Bei direktem Mobbing wird das Opfer aktiv angegriffen, durch beispielsweise öffentliches Bloßstellen oder Auslachen, Hänseleien mit unangemessenen Witzen oder Spitznamen, aber auch Nötigungen oder Erpressungen, in einigen Fällen sogar durch körperliche Übergriffe. Diese können schon beginnen beim Kneifen, gehen übers Beinstellen bis hin zum richtigen Verprügeln. Während dieses Verhalten von den Mitmenschen schnell bemerkt wird, ist das beim Gegenstück dem indirektem Mobbing nicht der Fall.
Dinge wie das Verbreiten von Lügen und Gerüchten über eine Person, um ihr zu schaden, beispielsweise online („Cybermobbing“) oder soziales Ausgrenzen, die Enthaltung von wichtigen Informationen und das Stehlen sowie Zerstören von Eigentum des Opfers zählen dazu. Dadurch, dass diese Art der Gewalt sehr passiv und unterschwellig passiert, ist einigen Opfer gar nicht bewusst, dass sie gemobbt werden, genauso ist den Täter*innen in manchen Fällen nicht klar, was sie da eigentlich tun und was für schwerfällige Konsequenzen dieses Verhalten haben kann.

Wer jetzt denkt, dass Mobbing zusammenhangslos passiert, täuscht sich. Mobbing hat ein System und das besteht nicht nur aus dem Opfer und den Tätern. Zu den Tätern kommen auch noch die Mitläufer, die Zuschauer und die Wegschauer. Die Mitläufer mobben gelegentlich und unterstützen den Täter. Die Zuschauer billigen dieses Verhalten oder stacheln in eigenen Fällen sogar an, die Wegschauer hingegen sehen gezielt weg und lassen es passieren.

Mobbing kann also in vielen Formen auftreten. Um euch einen genaueren Einblick zu geben, haben wir zwei Schüler*innen, die in Vergangenheit unter Mobbing zu leiden hatten, dazu befragt:

In welchem Zeitraum wurdest du gemobbt?
Person 1: Von der Vorschule bis zur 6. Klasse.
Person 2: Ab der 2. Klasse bis zur 6. Klasse.

Haben die Ereignisse von damals bis heute noch Auswirkungen auf dich?
Person 1: Selbstbildprobleme und große Angst vor Blamage.
Person 2: Mir ist es seitdem sehr wichtig, mit jedem klarzukommen und akzeptiert zu werden.

Wie hast du das damals wahrgenommen?
Person 1: Ich habe es nicht wirklich verstanden, arum sie das machen. Ich hatte auch diesen Drang, selbst damit klarzukommen.
Person 2: So richtig wahrgenommen habe ich es damals durch körperlich Gewalt.

Wie bist du zu dieser Zeit damit umgegangen (mit Eltern/Lehrern geredet)?
Person 1: Ich habe es einfach passieren lassen. Ich hatte das Gefühl, dass Hilfe sowieso nichts bringen würde.
Person 2: Ich habe mit meinen Eltern darüber geredet, die dann mit meinen Lehrern geredet haben. Das hat aber nicht wirklich was gebracht oder verändert.

Was wünschst du dir, hättest du damals anders gemacht?
Person 1: Ich wünschte, ich hätte nicht angefangen mich zu verstellen, einfach auch, um den Mobbern den Erfolg nicht zu geben.
Person 2: Ich glaube, ich würde heute eventuell auch mit der dementsprechenden Gewalt zurück antworten.

Findest du, das Angebot einer Sozialpädagogin ist sinnvoll, und hast du es schon mal benutzt?
Person 1: Es ist auf jeden Fall sinnvoll. Damals habe ich mich aber nicht getraut, mit jemanden darüber zu sprechen.
Person 2: Benutzt habe ich es nicht, ich finde es aber gut, dass es sowas gibt.

Gibt es etwas, was du den Leuten, die dich damals gemobbt haben, sagen wollen würdest?
Person 1: Nein. Ich möchte einfach nichts mehr davon wissen.
Person 2: Bitte nie wieder! Ich möchte so etwas nicht noch mal erleben. Ich würde auch gerne einen Appell an die Lehrer richten: Sie sollen aufhören, bei sowas wegzuschauen.

Sich seinen UnterdrückerInnen entgegen zu stellen, ist nicht einfach und erfordert eine große Menge Mut. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten. Der beste und sicherste Weg, wie schon erwähnt wurde, wäre, sich eine Vertrauensperson zu suchen. Das können die Eltern sein, ein/-e Lehrerin, dem man vertraut und bei dem man ein gutes Gefühl hat, ein/-e Schulpsychologein oder ein/-e Sozialpädagogein.

Wir haben das Glück, dass wir an unserer Schule eine Sozialpädagogin, Franziska Kandula, haben. Und auch ihr haben wir ein paar Fragen zu diesem Thema gestellt. Hier ist, was sie dazu zusagen hatte:

Franziska Kandula, unsere Schulsozialarbeiterin

„Grundsätzlich kann ich sagen, dass das Wort Mobbing sehr schnell in den Mund genommen wird. Dabei muss man unterscheiden zwischen tatsächlichem Mobbing und einfachen ungelösten Konflikten. Da Mobbing seit einigen Jahren strafbar ist, ist es wichtig, sich sicher zu sein. Sozialpädagogen haben zusammen ein Mobbingtagebuch „MUTMACHER“ entwickelt, was man sich bei mir abholen kann. In dem Tagebuch kann man diese Vorfälle dokumentieren und dann schauen, ob es sich tatsächlich um Mobbing handelt.“

Hast Du in den letzten Jahren Unterschiede gemerkt, inwieweit das Mobbing zu oder abgenommen hat?
„Cyber-Mobbing, ja, hat auf jeden Fall zugenommen. Verbales oder körperliches Mobbing hat auch zugenommen, das ist, denke ich, aber coronabedingt. Viele sind, durch diese fast zwei Jahre zu Hause, leichter provozierbarer.“

Wie soll man sich am besten verhalten, wenn man das Gefühl hat, dass man gemobbt wird?
„Reflektieren! Versuchen zu gucken, wo eigentlich das Problem liegt. Warum habe ich das Gefühl, ich werde gemobbt? Was tue ich vielleicht, was der Grund für das Mobbing sein könnte? Sich eine neutrale Person suchen, mit der man darüber spricht, die einem beim Reflektieren hilft, und es auf gar keinen Fall versuchen, mit sich selbst auszumachen.“

Was denkst du, was die häufigste Ursache für Mobbing ist?
„Missverständnisse, in jeder Hinsicht. Ob man einfach Mimik oder Gestik falsch interpretiert oder Missverständnisse, die durch einen Mangel an Kommunikation entstehen.“

Welche Rolle, denkst du, nehmen die Lehrer beim Thema Mobbing an der Schule ein?
„Das hängt davon ab, wie gut oder schlecht die Lehrer kommunizieren. Grundsätzlich kann ich aber sagen, dass die meisten Lehrer auch gewillt sind, bei dieser Art von Problem zu helfen und zu unterstützen. Sie können auf jeden Fall zur Problemlösung beitragen, sie können aber auch zum Problem werden.“

Also besteht auch die Möglichkeit von Lehrern gemobbt zu werden?
„Ich hatte noch nie diesen Fall, aber ich würde es nicht ausschließen. Es gibt ja immer Lehrer, die man mehr mag als andere, das hängt einfach davon ab, wie die Sympathie ist. Genauso haben Lehrer eine gewisse Antipathie für einige Schüler, sie sind ja auch nur Menschen. Und da Lehrer eine gewisse Machtposition haben, kann es passieren, dass sie diese ausnutzen.“

Oft hat man als Mobbingopfer Angst darüber zu sprechen, was würdest du diesen Personen sagen, um ihnen die Angst zu nehmen?
„Man braucht wirklich Mut, um darüber zu sprechen. Mobbingopfer neigen auch dazu, sich eine sofortige Heilung zu wünschen, das ist natürlich nicht möglich. Deshalb ist es wichtig, dass man auch Zeit und Geduld mitbringt. Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, steht einer Problemlösung nichts im Weg!“

Was kann man als Außenstehender tun, um Opfer zu helfen?
„Eigentlich das Selbe wie die Opfer, sich jemanden suchen, mit dem man drüber reden kann. Möglicherweise das Gespräch mit dem Mobbingopfer suchen. Generell das wichtigste bei diesem Thema ist die richtige Kommunikation!“

Grundsätzlich ist es schwierig Mobbing zu verallgemeinern, einfach weil alle Menschen unterschiedlich sind, ein unterschiedliches Empfinden haben und die persönlichen Grenzen verschieden ausgerichtet sind. Was für den Einen sehr verletzend ist, ist dem Andern komplett egal. Deshalb sollte man vorsichtig sein, mit dem, was man sagt und wie man es sagt, denn man weiß nie genau, wie es bei dem Gegenüberstehenden ankommt. Eines ist aber sicher nie falsch: Darüber zu sprechen, wenn man ein Problem hat.

Quelle und hilfreiche Links zum Thema:

http://www.schueler-gegen-mobbing.de/mobbing-in-der-schule/

Von Arne

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert