Diese ganzen legendären Alben von toten Rockstars sind doch verwirrend.

Diese ganzen legendären Alben von toten Rockstars sind doch verwirrend.

Wer ist denn überhaupt dieser Ziggy Stardust und mit welchen Spinnern soll der abgehangen haben?

Auch wenn das hier eine Zeitung für euch ist, wurde mir gesagt, ich dürfte über alles schreiben, was mir so in den Kopf kommt. Natürlich gab es auch Tabu-Themen, aber David Bowie war keins von denen.

Bedauerlicherweise musste ich feststellen, dass der Großteil meiner Freunde nichts mit dem Namen „David Bowie“ anfangen konnte oder höchstens Songs, wie „Let’s dance“ und „Heroes“ kannte. Dass hinter dem Rockstar noch viel mehr steckt als diese beiden Songs, ist ja wohl klar, sonst würde ich schließlich keinen Artikel über ihn schreiben.

Wirklich bekannt wurde die Glam-Rock Ikone mit seinem 1971 erschienenen Album „Hunky Dory“, welches erstmals drei von seinen berühmteren Songs, „Changes“, „Life on Mars?“ und „Oh! You Pretty Things“ beinhaltete. Doch was ihn wirklich zu dem Künstler machte, der über Generationen hinweg Menschen von seinen Auftritten und Songs begeisterte, waren seine Shows und die Art, wie er sich präsentierte. Während der Rest der Welt noch fast einen Herzinfarkt bekommen hat, wenn eine Person sich auch nur ansatzweise anders kleidete, als von der Mehrheit der Gesellschaft als angemessen gewertet wurde, ließ David Bowie Gender-Stereotypen links liegen, trug, was er gut fand und stand ganz offen zu seiner Sexualität. Außerdem hat David Bowie nicht einfach irgendwelche Songs geschrieben, veröffentlicht und live gesungen. Er hat Geschichten mit seinen Alben erzählt und ist auf der Bühne als seine Figuren aufgetreten. So formten seine Bühnenpräsenz und originelle Mode die Trends der 70er Jahre.

The Rise of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars

Am 16. Juni 1972 erschienen, ist „The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars“ wahrscheinlich David Bowies bekanntestes und einflussreichstes Studioalbum.

Aber warum?

Bei dem (sogenannten) „Ziggy Stardust-Album“ handelt es sich um ein Konzeptalbum. Das bedeutet, dass die elf Songs im Zusammenhang zueinander stehen und gemeinsam eine Geschichte erzählen. David Bowie nimmt in dieser Geschichte die Rolle des außerirdischen Rockstars Ziggy Stardust an.

Der Aufbau dieser Story und wie sie sich entwickelt, kann je nach hörender Person anders wahrgenommen werden. Das Album wird allgemein unterschiedlich interpretiert und selbst von David Bowie im Laufe der Zeit in veränderten Formen beschrieben, doch anhand der Lyrics lassen sich Eckpunkte der Geschichte begreifen.

In „Five Years“, dem ersten Track des Albums, wird eine dystopische Erde beschrieben, die dabei ist unterzugehen. Die Erwachsenen haben alle Hoffnung verloren und die Kinder sind für sich selbst verantwortlich.

Erst im dritten Track, „Moonage Daydream“, wird die Hauptfigur Ziggy Stardust als Charakter vorgestellt. Er wird mit Worten, wie „alligator“, „mama-papa“, „space invader“ und „rock‘ n‘ rollin‘ bitch“, beschrieben, weshalb vermutet wird, dass es sich bei Ziggy um einen außerirdischen Rockstar handelt, der sowohl männlich als auch weiblich ist, bzw. auf den keine Geschlechternormen zutreffen.

Nachdem Ziggy vorgestellt wird, geht die Geschichte im vierten Track, „Starman“, erst richtig los. In einem Traum bekam der Rockstar eine Vision von einem „Starman“, eine Art Held, der die Erde retten wird und auf den Ziggy die Kinder vorbereiten soll. Er wird zu einem Botschafter und hat nun die Aufgabe, den jungen Menschen Hoffnung zu geben, während alle Erwachsenen längst aufgegeben und die Kinder im Stich gelassen haben. Auf der Erde erreicht er die Kinder durch seine Musik und entwickelt sich schnell zu einem berühmten Rockstar. Im weiteren Verlauf des Albums wird er zusätzlich als eine Art Prophet mit einer weitverbreiteten Fanbase angesehen.

Und mit wem hat er dann auf der Bühne abgehangen?

David Bowies Bandmitglieder, die ihn auch schon bei der Aufnahme von „Hunky Dory“ unterstützte, tragen einzeln kaum Namen, die die meisten kennen. Aber, wenn man sie die „Spiders from Mars“ nennt, wissen schon viel mehr Menschen, wer gemeint ist. Auf der Bühne übernehmen die verschiedenen Künstler die Rolle von Ziggys Band, „The Spiders from Mars“. Anfangs noch alle gleichgestellt, spielen „The Spiders from Mars“ auf der Erde und verfolgen Ziggys Mission, Hoffnung zu verbreiten. Doch je berühmter sie werden, desto mehr rückt ihr Sänger in den Vordergrund. Gegen Ende des Albums werden sie somit auch nicht mehr als die „Spiders from Mars“ bezeichnet, sondern als „Ziggys Band“.

The Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars

Allmählich wird Ziggy von seiner Fanbase nicht mehr als „Botschafter“, sondern als der Held selbst bezeichnet. Er wird sogar selber von der Annahme seiner Fans überzeugt und ertrinkt nach und nach in Narzissmus. Inwiefern er für seinen Downfall verantwortlich ist, beschreibt eines seiner Bandmitglieder im neunten Song „Ziggy Stardust“. Durch Zeilen wie „he took it all too far“ und „Making love with his ego“ wird klar, dass der Ruhm den eigentlichen Helden der Geschichte tötete.

Was den tatsächlichen Tod Ziggy Stardusts angeht, gibt es ebenfalls viele verschiedene Versionen. Das Album endet mit dem Titel „Rock ’n‘ Roll Suicide“, in dem zwar über eine Person gesungen wird, die schwere Probleme mit sich selbst hat und als hilflos und zerbrochen dargestellt wird, aber ob direkt vom Sterben berichtet wird, ist unklar. Schließlich kann mit „Rock ’n‘ Roll Suicide“ auch der Untergang von Ziggy Stardust in der Rockszene beschrieben worden sein. David Bowie selber berichtete, dass die „Infitnites“, die Wesen, die Ziggy beauftragten, Hoffnung zu verbreiten, auf die Erde kommen und den Rockstar auf der Bühne in Stücke reißen.

Und auch David Bowie hat Ziggy Stardust auf der Bühne umgebracht. Am 3. Juli 1974 verkündete er kurz vor Ende seines Auftritts, dass es das letzte Mal sein wird, dass irgendjemand Ziggy Stardust live zu sehen bekäme. Mit David Bowie war es dann natürlich noch nicht vorbei, aber er ließ sein Alter-Ego mit diesem Auftritt hinter sich und war bereit für weitere musikalische Experimente. Somit ist Ziggy Stardust nicht seine letzte Figur, aber definitiv seine bekannteste.

Und jetzt kennt ihr ihn auch.

Quellen:

David Bowie – The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars Lyrics and Tracklist | Genius

David Bowie’s ‚Ziggy Stardust‘: A Track-by-Track Guide (ultimateclassicrock.com)

Zum 75. Geburtstag: David Bowie „hat den Rahmen gesprengt“ – ZDFheute

David Bowie: 50 Jahre „Ziggy Stardust“ – die ROLLING-STONE-Story (rollingstone.de)

Bildquelle:

Titelbild von canva

Zeichnung von Trine

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