Lichterglanz in und aus dem Erzgebirge

Lichterglanz in und aus dem Erzgebirge

Bleibt es auch in Zukunft erhalten???

Weihnachtszeit…Ich persönlich denke dabei sofort an funkelnde Lichterbögen im Fenster, Räucherkerzen, Räuchermänner und an wundervolle Pyramiden, die sich im Kerzenschein drehen. So sieht es im Erzgebirge und bei mir zur Weihnachtszeit aus. Bei euch auch? Meine Familie kommt aus dem Erzgebirge und dort hört man zur Weihnachtszeit manchmal folgenden Spruch: In Aarzgebirg is wahrlich schie, wennüs draußen stürmt un schneit, un wenn de Peremett sich dreht, is unner schennste Zeit! Für alle die sich fragen, was eine Peremett ist, es ist eine Pyramide. 😉

Zwischen dem ersten Advent und Maria Lichtmess beginnt der Zauber und das Erzgebirge gleicht einem lebendigen Weihnachtsberg. Die Häuser sind mit traditioneller, weihnachtliche Festbeleuchtung geschmückt. Warmer weicher Lichterglanz verwandelt die Region in eine unglaubliche Kulisse. Heimat der Lichter, Kulinarik und traditionellem Kunsthandwerk. – Willkommen im Weihnachtsland!

De Rachermannel- Herstellung

Jeder traditionsbewusste Erzgebirgler pflegt die Bräuche der Weihnacht mit vollem Herzen und mit all seiner Liebe. Es würde vermutlich einen halben Volksaufstand geben, wenn die Produktion wegen mangelnder Fachkräfte ins Ausland verlegt werden müsste. Aber wie heißt der Beruf überhaupt, über den ich hier rede? Diese Frage habe ich mir auch gestellt, obwohl meine Familie von dort kommt. Wie peinlich….. Also für alle Ahnungslosen wie mich: der Beruf ist der des Holzspielzeugmachers. „De Raachermannl“- Herstellung ist sehr aufwendig und mit den maschinell gefertigten aus Übersee gar nicht zu vergleichen. Denn Handwerk ist Handwerk und muss geschätzt und gefördert werden. Die Räuchermännchen werden traditionell aus heimischen Hölzern wie beispielsweise Buche, Birke, Fichte und Ahorn gedrechselt. Das bedeutet nach wie vor, das ein Stück Holz horizontal auf eine Achse gespannt wird und sich sehr schnell um sich selber dreht. Der Drechsler (wieder ein Handwerksberuf) entfernt dann mit einem Drechslereisen Holzstücke, bis die gewünschte Form ensteht. Der Beruf des Drechslers ist aber heute fast komplett verschwunden, da diese Arbeit von Maschinen übernommen wird. Die ganzen Einzelteile wie Arme, Hände, Kopf etc. werden am Ende von Menschenhand zusammengesetzt und verleimt. Das Räuchermännchen wird dann liebevoll von Hand bemalt, mit Kleidung oder einem Schutzlack versehen.

Interview

Aber ist dieses Handwerk wirklich so wichtig, dass es unbedingt erhalten bleiben muss? Für Außenstehende ist es vielleicht schwer zu verstehen, deshalb folgt nun ein kleines Interview mit einem echten Erzgebirgler- Micheal Fritz.

A: Wie wichtig sind Räuchermännchen und Co. für dich?

M. Fritz: Also für mich persönlich sehr wichtig. Die Weihnachtszeit ohne Räuchermännchen, Schwibbogen und Co. ist hier eigentlich nicht vorstellbar. Würde ich auch immer machen und ich würde auch kein made in China kaufen, ich würde halt immer erzgebirgische Volkskunst kaufen.

A: Dann kann man die Sachen aus China gar nicht so wertschätzen wie die anderen Sachen?

M. Fritz: Nein! Definitiv nicht- also wir nicht [Erzgebirgler].

A: Es ist zurzeit ja so, dass der Beruf des Holzspielzeugmachers nicht gerade attraktiv ist. Was denkst du, könnten die Gründe dafür sein?

M. Fritz: Weil die Wertschätzung dafür an sich fehlt und Handarbeit ihren Preis hat. Und deswegen mit Sicherheit diese Berufsart zurückgegangen ist, weil weniger Menschen das richtige erzgebirgische Zeug vom Spielzeugmacher kaufen würden.

A: Und ist es wirklich nur bei euch so verbreitet [ der Beruf] oder gibt es auch noch woanders den Beruf?

M. Fritz: Gute Frage, nächste Frage…Ich würde sagen, das ist hauptsächlich aufs Erzgebirge konzentriert. Ich meine Spielzeugmacher vielleicht nicht unbedingt, aber auf die erzgebirgische Volkskunst gesehen, wirst du hier nicht mehr viele haben, die „Männeln“ schnitzen, Schaukelpferde machen oder irgendwas in diese Richtung.

[…]

Hoch soll das Handwerk leben!!!

Und genau aus diesem Grund ist es von immenser Bedeutung, dass die erzgebirgische Volkskunst am Leben erhalten wird. Ganz egal, ob man es zum Verkauf macht oder ob man einen Schwibbogen bastelt, um seinen Liebsten eine Freude zu machen, wie es mein Opa immer getan hat. Damit auch die zukünftigen Generationen noch die Kultur erleben und genießen können, die diesen Ort so besonders macht. Aber auch, damit die Eltern die Augen ihrer Kinder weiter beim Pyramidenwandern erstrahlen sehen, damit die Kinder, die unglaublichen Heimatberge bewundern können und das Herz eines jeden Erzgebirglers und jeden weihanchtsliebenden Menschens weiterschlagen kann.

Und was ist mit euch?

Welches Handwerk spielt in euren Leben eine wichtige Rolle? Würdet ihr euer Hobby auch zum Beruf machen wollen? Welches Handwerk findet ihr bewahrenswert und seht ihr kurz vor dem „Aussterben “ ? Schreibt es doch einfach mal in die Kommentare!

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